MATINÉE 08.09.2019 . 11.00 – 15.00 Uhr
AUSSTELLUNG 10.09. – 11.10.2019
Bangkok . November 1871 Die Spieler – fast ausschließlich chinesische Männer – haben sich auf der Terrasse des Spielhauses versammelt, in kleinen Gruppen hocken sie auf Bastmatten oder kleinen Polstern. Vom Ufer des Chao-Phraya ziehen Nebelschwaden herauf. Noch vor einer Stunde hatte es geregnet, jetzt ist es unerträglich schwül. Die Dämmerung bricht herein, im Licht der Öllampen wirft einer der Spielleiter eine Anzahl Münzen auf die Spielfläche, nimmt blitzschnell wieder einige weg und deckt dann die verbliebenen Münzen ab. Die Spieler der Gruppe leisten ihre Einsätze mit den vorher eingetauschten TOKEN – Spielmünzen aus Porzellan – und schätzen dann die Anzahl der Münzen unter dem Seidentuch: 32 … 21 … 25 … 15 … 17 … 31. Zwei Chinesen gewinnen mit der richtig geschätzten Zahl 21. Die nächste Runde beginnt. Wer wird jetzt der Gewinner sein?
„Auf einer meiner ersten Reisen nach China – es muss im Jahr 1994 gewesen sein – habe ich sie für mich entdeckt: drei Siam-TOKEN, historische Münzen aus Porzellan. Ich kaufte sie, holte sie auf der Reise immer wieder hervor, aber kein Chinese kannte die Verwendung oder konnte die Aufschriften lesen. Zu Hause forschte ich weiter und fand nach längerer Zeit endlich heraus, dass es in Duisburg eine der größten Token-Sammlungen im Stadthistorischen Museum gibt, die über 3000 Stücke zeigt. Ihre unglaubliche Gestaltungsvielfalt, der Symbolgehalt, die Farbigkeit und dazu ihre besondere Ausstrahlung als Begleiter gelebter Lebensgeschichten faszinieren mich immer wieder. Über Jahrzehnte habe ich eine umfangreiche Sammlung dieser seltenen Jetons zusammengetragen. Und wenn ich ausgesuchte Token in meinem Schmuck verarbeite, ergänze ich sie gerne mit farbigen Edelsteinen und goldenen Verzierungen."
Christoph Freier
Bis ca. 1875 wurden sie in China für die Spielcasinos (Hongs) im damaligen Königreich Siam gefertigt. Vor allem Chinesen, die in das Nachbarland eingereist waren, tauschten sie als Zahlungsmittel für ihre Glücksspiele ein, manchmal eröffneten sie sogar eigene Spielhäuser. Sie ließen die Porzellantoken in ihrer Heimat brennen und versahen sie häufig mit guten Wünschen für die Spieler. So sind fast ausschließlich chinesische Schriftzeichen auf ihnen zu finden und die Bilder haben ihren Ursprung in der chinesischen Mythologie oder Religion. Auf vielen Stücken finden sich Zeichen und Symbole, die für Gewinn, Glück oder Erfolg stehen. 1875 verbot der König von Siam die Nutzung der Token, da sie sich immer mehr zu einem Kleingeldersatz entwickelt hatten. Diese inoffizielle Währung war ihm ein Dorn im Auge, aber sicher blieben trotzdem viele der geschätzt 10.000 Tokenvarianten noch eine Weile im Umlauf. Die Auflage einer Tokengestaltung dürfte etwa bei 2000 – 6000 Stück gelegen haben, so dass das Vorkommen einzelner Stücke schon sehr begrenzt war.